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Der heiligen Afra gewidmet

Wie bei vielen Gotteshäusern rankt sich auch um die Afrakirche in Täferrot eine hübsche Legende. Sie erzählt von einer Prinzessin, die einst durch die Tiefen des Schwäbischen Waldes wanderte. Vom Weg abgekommen, musste sie erkennen, dass sie sich verirrt hatte. Ein Bittgebet an die heilige Afra kam über die Lippen der Prinzessin – und blieb nicht ungehört. Der richtige Weg wurde gefunden, und aus Dankbarkeit ließ die Prinzessin die Kirche in Täferrot erbauen. Eine hübsche Legende, wohlgemerkt.

Denn Fakt ist, dass 1491, also ein Jahr bevor Christoph Kolumbus seinen Fuß auf das heutige Amerika setzte, die Afrakirche erbaut wurde. Der Blick auf die Zahl über dem Kirchenportal bestätigt dies. Doch bereits lange vor dieser Zeit stand an selber Stelle eine Kirche – der Turm wurde wohl damals in die neue Kirche integriert.

Als katholische Kirche erbaut, wendete sich 1537 für das Gotteshaus das Blatt. Die Afrakirche wurde unter Herzog Ulrich von Württemberg evangelisch. Wie groß das hin und her zwischen evangelischen und katholischen Bürgern war, zeigte sich im 30-jährigen Krieg. Sowohl ein katholischer als auch ein evangelischer Pfarrer bekriegten sich in Täferrot gar mit eigenen Soldaten (heutzutage nicht mehr vorstellbar, da in der Ökumene friedvoll und eng zusammengearbeitet wird). Zumal die Reformation mehr ein Thema in den Städten, nicht aber in so kleinen Gemeinden wie Täferrot war.

Dass die Kirche einst unter der Federführung des Klosters Lorch erbaut wurde, zeigt das imposante Chorgestühl. Unter anderem findet sich hier eine abgebildete Brezel – das  Zeichen des damaligen Abtes von Lorch – wo das Chorgestühl wohl auch herstammt. Die üppige Bemalung der einzelnen Stühle stammt allerdings erst aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg, wie die Jahreszahlen aufzeigen. Angesehene und vermögenden Bürger der Gemeinde, darunter Freibauern, übernahmen jeweils die Bemalung eines Stuhles – und wurden so auf diesem verewigt. Es finden sich Müller aus Ruppertshofen ebenso wie Müller aus Leinzell oder auch Schulmeister aus Täferrot. Denn vom ganzen Umland war die Afrakirche lange Zeit die einzige evangelische Kirche. Eben die Muttergemeinde der Protestanten. Und auch an die heilige Afra, eine Afrikanerin aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, die einst für ihren Glauben auf dem Scheiterhaufen landete, ist sogar im Wappen der Gemeinde Täferrot gedacht: Ein brennender Holzstapel.

Nach der Reformation im 16. Jahrhundert entstanden die Abbildungen aus dem neuen Testament an der Brüstung der Empore nach Vorlagen Albrecht Dürers. Wiederum die Darstellungen aus dem alten Testament auf der gegenüberliegenden Seite der Brüstung wurden nach dem 30-jährigen Krieg gemalt. Vor allem wurde bei diesen Malereien an die vielen Gemeindemitglieder gedacht, die der Schrift und des Lesens nicht mächtig waren. So kann man heute noch anschaulich in der Afrakirche in der Bibel “lesen”. Nach dem Elend, dem Hunger und den Wirren des 30-jährigen Krieges fassten die Bürger wieder Mut und Hoffnung. Sobald wieder ein fester Lebensstandard erreicht war, kümmerten sie sich um ihre Kirche. Denn aus dieser Zeit stammen die farbenfrohen Malereien, die aus der Afrakirche das heutige Schmuckstück machen. Die Bürger bekannten sich nun vollkommen zum evangelischen Glauben, die Streitigkeiten waren zu Ende. Jedoch die Bemalungen mit paradiesischen Motiven im Chor sind älter. Bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche wurden diese 1906 unter anderer Bemalung entdeckt und aufgefrischt. Auch das Kirchenfenster mit dem Bildnis von Martin Luther stammt von 1906. Und die Bornefeld-Orgel aus den 60er Jahren steht mittlerweile genauso unter Denkmalsschutz wie die übrige Kirche.

Wer mit offenen Augen durch das Gotteshaus geht, entdeckt mindestens zwei Indizien dafür, dass es einst katholisch war: Schluss-Steine mit Motiven der heiligen Barbara und Maria. Diese wurden allerdings von ihren ursprünglichen Plätzen umgesetzt und an anderer Stelle integriert.

Und ebenso von 1491 stammt die Jesusfigur am Kreuz. Hier lohnt sich ein zweiter und dritter Blick, denn die realistische Darstellung von Gottes Sohn ist beeindruckend. Obwohl das Gesicht leidend und schmerzverzerrt ist, zeigt sich am Tuch um die Lenden bereits Bewegung ab. Es hängt nicht schlaff gen Boden, sondern hat sich bereits mit leichtem Schwung nach oben orientiert. In der Farbe Gold, der Symbolfarbe für die Welt Gottes. Die Auferstehung wird somit anschaulich übermittelt. Ein über 500 Jahre altes Holzbildhauer-Meisterwerk.